Ort: Wittenburg

Ort: Wittenburg Zwischen Lewitz und Mecklenburgischem Elbetal

Stadtbeschreibung

Wittenburg ist eine Stadt im Landkreis Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie ist seit 1. Januar 2004 Sitz des Amtes Wittenburg, dem weitere drei Gemeinden angehören.
Die Kleinstadt im Westen von Mecklenburg-Vorpommerns liegt an dem kleinen Fluss Motel. Zu Wittenburg gehören die Ortsteile Helm, Klein Wolde, Wölzow und Ziggelmark

Geschichte

Vorgeschichtliche Zeit
Schon aus vorgeschichtlicher Zeit lassen sich in und um Wittenburg Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit nachweisen. Mit der einsetzenden Völkerwanderung rückten aus den östlichen Gebieten wendische Siedler vor. In der Gegend um das heutige Wittenburg ließ sich ein Stamm der Polaben nieder. Zu dieser Zeit wird die Entstehung der Burganlage mit dem späteren Namen „Amtsberg“ im sumpfigen Gebiet der Motelniederung vermutet.

Mittelalter
Um 1150 begann die Wiedereroberung des Wendenlandes durch die überlegene Kriegsmacht des Sachsenherzogs Heinrich des Löwen, der den größten Teil des mecklenburgischen Gebietes in Besitz nahm, aufteilte und die Wenden in Sandgegenden zurückdrängte. Die slawische Burganlage wurde vermutlich in den Kämpfen zerstört. Deutsche Siedler, unter Anführung des alt-sächsischen Edelfreien-Geschlechts der Witten, nutzten den vorhandenen Standort und errichteten darauf eine neue Burg zum Schutz des eroberten Landes. Am Fuß dieser Burg entwickelte sich Handwerk und Handel. So wurde die neue Burg Ausgangspunkt für die Stadtgründung Wittenburgs.
Bereits 1194 wird Wittenburg als „provincie“ der Grafschaft Ratzeburg in einer Urkunde genannt. Am 25. Mai 1201 kommt es bei Waschow zu einer Schlacht zwischen den Ratzeburgern und Schweriner Grafen. Das Land Wittenburg fällt der siegreichen Schweriner Grafschaft zu. Unter dem neuen Grafen setzt eine lebhafte Besiedlung ein.

Stadtgründung
Die Stadtgründung Wittenburgs ist urkundlich nicht eindeutig überliefert. 1226 verleiht Kaiser Friedrich II. der Stadt Lübeck die Reichsfreiheit und sichert ihr den ungehinderten Handelsverkehr mit Hamburg, Schwerin, Ratzeburg und Wittenburg zu. Dieses Datum steht auch für die Stadtgründung Wittenburgs, möglicherweise erfolgte diese aber auch schon früher. 1230 wurde Wittenburg bereits als „civitas“ erwähnt. Die Kirche wird ebenfalls 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt, welches die damals zum Bistum Ratzeburg gehörenden Ortschaften geordnet nach Kirchspielen auflistet.
In Alt-Wittenburg herrschte das 1319 bestätigte Lübisches Stadtrecht.

Hauptstadt der Grafschaft
Im Jahr 1282 war Wittenburg Hauptstadt einer selbständigen Grafschaft, die sich von der Elbe bei Boizenburg bis hinter Crivitz erstreckte. Ungefähr siebzig Jahre dauerte diese Wittenburger Grafenzeit, die Glanzperiode der Stadt, denn durch die regen Handelsbeziehungen mit Lübeck blühte der Ort wirtschaftlich auf. In dieser Zeit spielte die Wehrhaftigkeit eine entscheidende Rolle. Noch heute zeugen Reste der einseitigen Befestigungsanlagen von der Stärke dieser Bauten; das Mühlentor wurde 1850 und das Steintor 1869 abgerissen.
Mit dem Bau der Stadtkirche St. Bartholomäus wurde um 1240 begonnen. Die frühgotische Backsteinkirche wurde zwischen 1257 und 1284 geweiht.

Wittenburg bei Mecklenburg
Die Stadt Wittenburg fiel 1358 durch Kauf an die mecklenburgischen Herzöge. Viele Jahre diente die Burganlage als Notlager und Nebenresidenz dieser und später als Wohnsitz fürstlicher Witwen. 1496 hatte die Stadt 500 bis 600 Einwohner. Gegen Ende des 16. Jahrhundert weilte Herzogin Sophia mehrere Male im Wittenburger Schloss. Die tatkräftige Herzogin setzte sich für die Einführung und Förderung der Eisenindustrie ein. Durch die Ausnutzung des in der Gegend vorkommenden Raseneisensteins siedelte sie Eisenschmelz- und Hammerwerke an und versuchte damit, den Wohlstand der Stadt zu heben. Diese Werke sind nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder verschwunden.

Dreißigjähriger Krieg und danach
Auch während des Dreißigjährigen Krieges stand Wittenburg unter dem Schutz von Herzogin Sophie, indem sie Schutzbriefe erwirkte. In kämpferische Handlungen war Wittenburg in den ersten Kriegsjahren nicht verwickelt, jedoch zermürbten ständige Unternehmungen zur Verteidigung der Stadt und die damit verbundenen Steuern und Abgaben die Einwohner. Schlimm wütete 1629/1630 die Pest in der Stadt. In den folgenden Jahren griffen kriegerische Handlungen auch auf Mecklenburg über. Einquartierungen und Plünderungen mussten die Bürger Wittenburgs mehrfach erleiden. Der schlimmste Tag jedoch war der 1. Februar 1642, als Kroaten die Stadt im Sturm nahmen und furchtbar hausten. 1644 lebten noch etwa 100 Bürger in der Stadt.

1657 brannte fast die gesamte Stadt nebst Rathaus, Kirchendach und Glockenstuhl bis auf drei Häuser nieder. 1679 und 1726 wüteten weitere Stadtbrände.

1735 wurden die Stadt und das Amt Wittenburg mit sieben anderen Ämtern von Herzog Christian Ludwig II. an Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg verpfändet. Dies war die Folge der Reichsexekution, welche Christian Ludwigs Bruder Karl Leopold verursacht hatte. Eine lüneburgische Besatzung lag 33 Jahre in der Stadt. Erst 1768 wurden diese Landesteile mit einer Million Talern wieder eingelöst. Ein Motiv auf dem Wittenburger Notgeld zeigt den Tross mit der Ablösesumme.

Franzosenzeit
In der im November 1806 beginnenden Besetzung durch Napoléon Bonaparte, der „Franzosenzeit“, hatten die Wittenburger besonders zu leiden. Die Stadt lag an der großen Heerstraße zwischen Boizenburg und Schwerin und war damit eine besonders günstige Station für unaufhörliche Truppendurchzüge und Einquartierungen.

Zeit des technischen Aufschwungs
Das 19. Jahrhundert brachte durch seine Fortschritte in der Technik und die dadurch bewirkten Umwälzungen auf den Gebieten des Verkehrs und des wirtschaftlichen Lebens sowie in den politischen Verhältnissen auch für Wittenburg eine neue Zeit. Es entstanden neue Straßenzüge, erste Firmen gründeten sich, wie die Gasanstalt und Molkerei. Moderne Bauten, so das Amtsberggebäude 1848, das Rathaus 1852, die Stadtschule am Lindenwall 1874, die kaiserliche Post 1889, der Turmanbau an der Kirche 1908/1909, das Gaswerk 1909 und das Bahnhofsgebäude wurden errichtet. Die Entwicklung wurde mit dem Anschluss an die Eisenbahnlinie Hagenow–Neumünster im Jahre 1894 stark vorangetrieben. Bis 1923 wurde eine eigene Stromversorgung aufgebaut.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wittenburg

Sehenswürdigkeiten

  • Die St.-Bartholomäus-Kirche wurde ab 1240 gebaut. Die frühgotische dreischiffige Hallenkirche besteht aus Backsteinen. Der Chor ist einschiffig. Die Kirche ist dem Apostel Bartholomäus geweiht. Der Turm wurde 1909 an der Westfassade vorgesetzt. Im Innern findet sich ein ursprünglich aus Hagenow stammender Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert. Zur Inneneinrichtung der Kirche gehören weiter eine Bronzefünte von 1342, die hölzerne Kanzel von 1666 und zwei Pastorenbildnisse sowie ein Epitaph aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
  • Der Heinrichstein ist eines der ältesten Naturdenkmäler in Mecklenburg-Vorpommern, er stammt aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Er steht vor der St.-Bartholomäus-Kirche.
  • Das Rathaus wurde 1852 nach Plänen des Hofbaurats Georg Adolf Demmler errichtet. Am 8. Januar 1853 fand die feierliche Einweihung statt. Im Landkreis Ludwigslust gehört das Wittenburger Rathaus zu den bedeutendsten Bauwerken aus der Zeit des Historismus. Es wurde ab 1996 umfassend saniert und im Inneren umgestaltet.
  • Die Altstadt wird von einem gut erhaltenen Wall umschlossen. Turm- und Mauerreste der ehemaligen Stadtbefestigung und die aus dem 13./14. Jahrhundert stammende historische Torturmruine auf dem Amtsberg wurden 1998 saniert.
  • Bürgerhäuser
    • Das Haus Markt 9 gehört zu den wenigen erhaltenen Fachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert in Mecklenburg.
    • Das zweigeschossige Pfarrhaus am Kirchplatz wurde als Backsteinbau in den Formen der „Ludwigsluster Architektur“ im 19. Jahrhundert errichtet.
    • Das Fachwerkhaus Toitenwinkel 4 mit Schnitzereien von 1732 wurde 1995 saniert.
    • Das verputzte Haus in der Großen Straße 15 stammt aus der Gründerzeit.
    • Das Haus in der Großen Straße 13 ist ein gründerzeitlicher Ziegelbau.
  • Die Erdholländerwindmühle wurde 1890 auf dem Fundament einer abgebrannten Mühle errichtet.
  • Ursprünglich wurde das Niedersachsenhaus 1847 in Haar erbaut. Es ist erst im Jahr 1984 nach Wittenburg umgesetzt worden.
  • Das Flour Art Museum befindet sich im ehemaligen Wittenburger Amtsgericht. Das Gebäude wurde von einem privaten Investor mit mehr als einer halben Million Euro aufwendig saniert. Auf einer Fläche von 450 Quadratmetern wird die Bedeutung der Mehlsäcke und des Mehls für die menschliche Kultur dargestellt. Mittelpunkt ist die sogenannte „Sackothek“. Hier zeigt das Museum 1600 zum Teil kunstvoll gestaltete Mehlsäcke aus 110 Ländern. Das Museum wurde am 10. Juni 2008 durch Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) eröffnet.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wittenburg