Ort: Neustadt-Glewe Zwischen Lewitz und Mecklenburgischem Elbetal
Stadtbeschreibung
Neustadt-Glewe (bis 1926: Neustadt i. Meckl.) ist eine Stadt im Landkreis Ludwigslust im Südwesten des deutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist Sitz des Amtes Neustadt-Glewe, dem auch die Gemeinden Brenz und Blievenstorf angehören. Im Jahr 2003 ging hier mit dem Geothermiekraftwerk Neustadt-Glewe das erste deutsche Erdwärmekraftwerk ans Netz.
Name
Glewe war ein altpolabisches Dorf und der Name Chlevy - später Chlewa - bedeutete in polnisch oder tschechisch soviel wie Stall. Im 13. Jahrhundert erfolgte 1248 eine Neugründung als Noua Civitas, also als Neustadt und so wird der Ort zusammen mit dem Altnamen 1253 als N.C. Chlewa oder 1265 als N.C. que Gh(l)iwe und 1300 als N.C. Glewe genannt.
Danach entfällt dann der Altname für lange Zeit und es hieß 1317 nur Nyenstat, 1331 Nigenstad oder 1337 Nigestat, wobei das altsächsische nigi oder ni(g)e für neu steht. Erst 1926 nahm die Stadt dann wieder den Altnamen auf und nennt sich seitdem Neustadt-Glewe.
Geschichte
Mittelalter
Im Jahr 1248 wird die „Nova Civitas“ (Neue Stadt), welche ursprünglich aus einer slawischen Siedlung Chlewa hervor geht, erstmals urkundlich in der Grafschaft Schwerin erwähnt. Als civitas erlangte sie das Stadtrecht. Durch die Lage zwischen Elde und einem Seitenarm dieses Flusses war die Errichtung einer Stadtbefestigung nicht notwendig. 1333 wurde die Stadtgrenze bestätigt. Die Burg, Sicherungs- und Wehranlage der Grafschaft und heute Wahrzeichen der Stadt, entstand Mitte des 13. Jahrhunderts und diente der Sicherung der südwestlichen Grenze der Grafschaft Schwerin. Seit 1358 diente die Alte Burg als Vogtei und bis in das 18. Jahrhundert als Nebenresidenz der mecklenburgischen Herzöge. Neustadt wurde 1391 an den Ritter Heinrich von Bülow gen. Grotekop und seine Brüder verpfändet. Die frühgotische Marienkirche entstand im 14. Jahrhundert. 1407 wurde das Dorf Kietz erstmals genannt. Ab 1500 wurde die Burg als "Herzögliches Schloß" eingerichtet.
Gewerbe und Industrie im 16 bis 17. Jh.
Durch Vorkommen von Raseneisenerzen spielte vom 16. bis ins 18. Jahrhundert die Eisenverhüttung eine wesentliche wirtschaftliche Rolle. Das vorhandene Flusssystem und die ausgedehnten Waldgebiete der Lewitz stellten günstige Bedingungen für diesen „holzgefräßigen“ Industriezweig dar. Neben Kohle war Holzkohle Energieträger für die Eisenschmelze.In der Zeit von etwa 1512 bis 1570 entstanden in Neustadt Fabrik- und Gewerbeanlagen wie eine Eisenschmelzhütte, eine Gießerei, eine Nagel- und Hammerschmiede, die Walk- und Papiermühle sowie Gerbereien, Pulver-, Korn- und Sägemühlen. 1592 kamen eine Kupfer- und Messinghütte hinzu. 1576 fand ein erstes Rathaus Erwähnung. Eine nicht nachhaltige Holzwirtschaft führte schließlich dazu, dass 1717 die letzte Eisenschmelze in Neustadt wegen Holzmangels schließen musste. Durch die Eisenhütten waren die Wälder des Umlands fast vollständig abgeholzt. Das seit 1709 bestehende Forstamt Friedrichsmoor sorgte im Laufe der Jahre auf Teilflächen der Lewitz für Wiederaufforstungen.
1600 bis 1900
Im Jahr 1619 wurde mit dem Bau des Neuen Schlosses begonnen, das erst 1717 fertiggestellt wurde. 1629 besuchte der Feldherr Wallenstein als Herzog von Mecklenburg die Neustadt.
Immer wieder Stadtbrände
1664 war der erste Stadtbrand. 1671 wurde ein Rathaus am Markt erwähnt, das bald abgerissen wurde. 1694 gab es einen zweiten Stadtbrand. 1720 erfolgte der Aufbau eines zweiten Rathauses. 1728 fielen viele Häuser und das Rathaus den Flammen zum Opfer. 1741 schließlich brannte auch der Ortsteil „Kietz“ fast vollständig nieder.
Das dritte Rathaus wurde von 1802 bis 1806 im barocken Stil als Fachwerkhaus an dem etwa 30 × 40 Meter großen Marktplatz erbaut. Die vielen Stadtbrände begünstigten den Wiederaufbau der Altstadt durch viele heute erhaltene Fachwerkhäuser. 1725 bezieht Herzog Christian Ludwig II. nach der zweiten Bauphase das Schloss, nachdem bei einem Stadtbrand seine Grabower Residenz abgebrannt war.
1810 wurde das zweite Parchimer Tor gebaut. 1878 entstand die Horney'sche Dextrin- und Stärkefabrik. Nach dem Bahnanschluss 1880 wuchs die Stadt über ihre mittelalterlichen Grenzen hinaus. 1882 wurde das Technikum auf der Burg begründet und 1891 die Schloßbrauerei Neustadt i/M. 1891 wurde das Zementwerk Schulze gebaut und 1894 erhält das Technikum eine Lehrwerkstatt. Die Stadt wird nunmehr schrittweise elektrifiziert. 1895 entstand die Centralanstalt für Landmaschinen von Horney und Rödler. 1898 erfolgte der Abriss des Schweriner Tors.
Ab 1900
Im Jahr 1911 wurden die Lederwerke „Adler & Oppenheimer“ gegründet. 1922 nimmt das innerstädtische Elektrizitätswerk seinen Betrieb auf. 1926 gibt sich die Stadt nach etwa 300 Jahren wieder den Namenszusatz „Glewe“. 1927 erfolgte der Neubau der Volks- und Mittelschule auf dem Grundmauern der ehemaligen Johann-Albrecht-Werke und 1928 der des Wasserwerkes in mittelbarer Seenähe. 1935 wurde der Kiez wieder eingemeindet. Das Technikum schloss 1938. Eine Flugplatzanlage entstand.
Sehenswürdigkeiten
- Das Mitte des 13. Jahrhunderts errichtete und zu den besterhaltenen Burgen Mecklenburgs zählende Bauwerk findet in Dokumenten aus dem Jahr 1331 erstmalige Erwähnung und diente der Sicherung der südwestlichen Grenze der Grafschaft Schwerin sowie der Kontrolle der Wege und der Furten der Elde und des nahe gelegenen Lewitzgebietes. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde das Bauwerk umstrukturiert. Bis in die 1920er Jahre wurde auf der Burg unterrichtet. Zu DDR-Zeiten befanden sich eine Jugendherberge und Wohnungen in ihr. Die Burg beherbergt heute ein Museum zur Burggeschichte.
- Unweit der Burg befindet sich das Neue Schloss am westlichen Seitenarm der Elde. Baubeginn war 1619, die Arbeiten wurden jedoch 1624 eingestellt, die Fertigstellung erfolgte erst im Jahr 1717. Es diente dem späteren Herzog Christian Ludwig II. von 1725 bis 1735 als Wohnsitz. Sehenswert sind die von polnischen Spezialisten restaurierten Stuckdecken.
- Das 1805-1806 erbaute Fachwerkhaus wurde von 1993 bis 2000 saniert und besitzt einen Turm mit Turmuhr. Der dem Rathaus vorgelagerte und von Fachwerkbauten umrahmte, gepflasterte Platz dient unter anderem Wochenmärkten.
- Das frühgotische, turmlose und einschiffige Backsteinbauwerk mit dreiseitigem Ostschluss ist im 14. Jahrhundert entstanden und wurde mehrfach umgestaltet. Der Westgiebel ist als einfacher Blendgiebel gestaltet. Nach einem Brand 1728 wurde die Kirche auf den Grundmauern wiederaufgebaut. Die Kirchenglocke befindet sich im 18. Jahrhundert errichteten Fachwerk-Nebengebäude. Zur Inneneinrichtung gehört die prächtige hölzerne Kanzel von 1587. Sie wurde vom Lübecker Tönnies Evers d. J. ursprünglich für die Marienkirche in Wismar gefertigt und kam 1746 nach Neustadt-Glewe. Die Brüstung wird durch Säulen gegliedert, in den Nischen werden Christus und fünf Apostel dargestellt. Die Orgel aus dem Jahr 1873 wurde von Friedrich Albert Mehmel gefertigt und 1996 restauriert. Die Orgelempore entstand um 1170. Der ehemals aus Lübeck stammende Neustädter Altar befindet sich seit 1841 im Staatlichen Museum Schwerin.
- Dieser im gleichnamigen Ortsteil gelegene Fachwerkbau war ehemals Jagdsitz der Herzöge und ist heute ein Hotel- und Gastronomiebetrieb.
- Das im Ortsteil Tuckhude befindliche und 1862 erbaute Gebäude war Sitz der Verwaltungsbehörde des herzoglichen Hofes für die Lewitz, die für die Unterhaltung der Gräben, Wege, Brücken, die Regulierung der Be- und Entwässerung, die Beobachtung der Wasserstände und die Sicherstellung der Heuernte zuständig war. Heute ist die Wiesenmeisterei agrarhistorische Bildungsstätte mit Übernachtungsmöglichkeit. Sie liegt am europäischen Radwanderweg. Auch zu Pferde gelangt man zu ihr. Sie liegt an einer Allee, die zum Jagdschloss Friedrichsmoor führt.
In Hinterhofgebäuden und im Gelände hinter der Wiesenmeisterei wurden, im Rahmen von arbeitsintegrativen und -fördernden Maßnahmen für jugendliche wie ältere Langzeitarbeitslose, diverse Projektierungen verwirklicht: ein Kräuter- und Gemüsegarten in ornamentarischer Anordnung, kleine Viehgatter, ein großer Lehmofen, in dem Brote gebacken werden können, ein frühmittelalterliches Grubenhaus (ein Teil des Gebäudes befindet sich in einer viereckigen Erdsenke), ein hölzernes Rundhaus aus Flechtwerk sowie die Wiederherrichtung eines Nutzgebäudes. Der Hof ist mit alten Ackergeräten bestückt, wie sie jedes Agrarmuseum kennt.
Seit dem 1. April 2007 unterhält die in Rostock ansässige Kultur- und Bildungsgesellschaft Balticult ihre Außenstelle „Lewitztor“ in der Wiesenmeisterei. - Stadtkern mit vielen Fachwerkhäusern
- Eldeschleusen