Tiere beobachten in Mecklenburg-Vorpommern

Für die meisten Stadtmenschen besteht die sichtbare wilde Tierwelt aus Spatzen und Tauben. Rotwild, Wildschweine und Greifvögel wie See- und Fischadler kennen sie nur aus zoologischen Gärten und Tierparks. In Käfige oder Gehege eingesperrte Tiere lassen sich oft gut betrachten, da sie kaum Chancen haben, den neugierigen Blicken zu entkommen. Mit ihrem eigentlichen Lebensraum haben diese Einrichtungen leider kaum etwas zu tun - im Gegenteil - eingesperrte Wildtiere verursachen beim Betrachter oft ein mulmiges Gefühl.

Wer in freier Wildbahn einen Blick auf die natürliche Welt der heimischen Tiere werfen möchte, benötigt Geduld, Geduld und Geduld. Und auch ein gutes Fernglas. Denn in der Natur entscheiden die Tiere, wann sie sich wo aufhalten und wie lange sie dort bleiben. Hier haben sie Raum und Platz, bei Gefahr zu verschwinden und neugierigen Betrachtern aus dem Weg zu gehen.

Doch mit ein wenig Geschick lassen sich wilde Tiere auch in ihrem eigenen Lebensraum beobachten. Dabei helfen öffentlich zugängliche Ansitze in den Naturparks und Schutzgebieten.

Aber auch ohne diese „Verstecke“ lassen sich tolle Beobachtungen in der Natur machen. Wer sich, z.B. beim Wandern an der Ostsee, im Wald einmal still hinhockt, wird sich wundern, welche Vogelwelt sich plötzlich zeigt. Auch am Ufer von Seen lassen sich Gänse und Enten beobachten und in manchem Feld stehen die Rehe.

Tiere zu beobachten führt zu einer natürlichen Entschleunigung und ist Balsam für die Seele.

Kraniche im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

Das Beobachten der Tiere auf der Insel Rügen gelingt an vielen Stellen. Ein breiter Streifen des westlichen Ufers gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. In Frühjahr und Herbst treffen sich hier tausende Kraniche auf dem Vogelzug. Von den Ansitzen bei Tankow und Udars lassen sie sich gut beim abendlichen Einflug zu ihren Schlafplätzen beobachten. Klein aber fein ist der Holzturm an der Schoritzer Wiek. Er steht auf Zudar, dem südlichsten Punkt der Insel Rügen.

Naturerlebnisse auf Fischland, Darß und Zingst

Ein besonderes Naturerlebnis ist die Hirschbrunft vor der Kulisse der Ostsee. Wenn im September und Oktober die kapitalen Rothirsche vom Liebesrausch gepackt werden, erleben Tierbeobachter auf Darß und Zingst ein unvergessliches Schauspiel. Am Darßer Ort und bei Pramort stehen Aussichtskanzeln, von welchen der Betrachter weit über die Schilflandschaften blicken kann.

Bekannt bei vielen Naturfreunden sind auch die Ansitze im Kranichland um Hohendorf und Günz.

An Seen und Mooren

Zwischen Rostock und Wismar befinden sich kleinere Schutzgebiete, in denen Tierbeobachter meist Wasservögel vorfinden. Am Riedensee zwischen Kühlungsborn und Kägsdorf brüten Bekassine, Sanregenpfeifer, Rotschenkel und Kiebitze, während in Frühjahr und Herbst Fischreiher, Limikolen und Seeschwalben hier Rast machen. Im Entenmoor von Moitin lassen sich u.a. Löffel-, Reiher- und Tafelenten nieder. Geführte Touren werden auf Langenwerder bei Poel angeboten.

Zwischen Schaalsee und Schweriner See

Das Biosphärenreservat Schaalsee hält für Tierbeobachter einige Höhepunkte bereit. Über Jahrzehnte blieb die Natur an der innerdeutschen Grenze sich selbst überlassen. Es entstand ein Rückzugs- und Lebensraum für viele bedrohte Arten. Von kleinen Libellen bis hin zu den Kranichen reicht die Bandbreite der heimischen Fauna. Aber auch an den stillen Ufern des Schweriner Sees lassen sich Tiere beobachten. Über dem See zieht der Seeadler wieder seine Kreise.

Im Land der Wälder, Wiesen und Fischteiche

Beim Tierebeobachten zwischen Lewitz, Grieser Gegend und dem mecklenburgischen Elbtal kann man heutzutage eine Überraschung erleben. Allerdings gehört dazu eine dicke Portion Glück. Meister Isegrimm wurde in der Lübtheener Heide gesichtet.

Bekannte Rastplätze für den Vogelzug finden Naturfreunde an den Fischteichen bei Neustadt-Glewe und an den Uferwiesen der Elbe.

Die Sudeniederung bei Teldau ist ein Eldorado für Störche. Sie lassen sich gut vom Wegrand betrachten.

Weite Blicke von hohen Türmen

Die Region zwischen Sternberger Seenland, Güstrower Land, der Nossentiner und Schwinzer Heide bis zum Krakower und Plauer See ist für Tierbeobachter gut erschlossen. Ansitze wie der „Moorochse“ und der „Adlerturm“ stehen am Rand von Schutzgebieten und gewähren aus luftiger Höhe einen fantastischen Ausblick in die wilde Welt der Tiere. Wer im Herbst hierher kommt, sollte unbedingt den Einflug der Kraniche zu ihren Schlafplätzen an Langenhägener See erleben.

Unvergessliche Momente am frühen Morgen

Wer schon einmal in der Morgendämmerung auf dem Ansitz saß und Rothirsche mit dampfenden Atem in den Wiesen sah, sich am tiefen Röhren erfreute und die Haupthirsche beim Kampf betrachtete, der ist schnell infiziert vom Virus der Tierbeobachtung im Müritz-Nationalpark. Der trompetende Ruf der Kraniche, der Jagdschrei des Seeadlers und der dumpfe Ruf der Rohrdommel ist auch in der Feldberger Seenlandschaft und der Kleinseenplatte zu vernehmen.

Im Revier von Schreiadler und Biber

Tiere beobachten zwischen dem Auenland von Recknitz, Peene und Trebel, dem Mecklenburgischem Parkland und der Mecklenburgischer Schweiz ist Naturerlebnis pur. Hier finden seltene Tiere wie der Schreiadler eine Heimat. Neben den Ansitzen am Malchiner See und den Torfstichen am Grenztalmoor zwischen Bad Sülze und Tribsees bietet sich auf der Recknitz die Gelegenheit, den scheuen Biber vom Kanu aus zu beobachten.

Zwischen Greifswalder Bodden, Peene und Tollense

Am weiten Himmel über den Acker- und Wiesenflächen zwischen Altentreptow und dem Greifswalder Bodden ziehen nicht nur Mäusebussarde und Rotmilane ihre Kreise. Auch der gewaltige Seeadler zeigt sich immer wieder. In der Peene leben Biber, welche man gut von Boot aus beobachten kann. Nördlich von Greifswald finden Tierbeobachter die Karrendorfer Seewiesen mit Gänsen und Enten, Grau- und Silberreihern. Bei Niederhof nisten Kormorane am Ufer des Strelasund.

Die Insel der Seeadler

Die Insel der Seeadler nennen Tierbeobachter Usedom. Die weiten Wasser- und Schilfflächen bieten dem majestätischen Greifvogel ein so vielfältiges Nahrungsangebot, dass sich seit Jahren eine große Population entwickelt hat. Das Besondere hierbei ist das Zusammenleben von nichtbrütenden Seeadlern in größeren Gruppen. Auf dem Festland, am Galenbecker See leben neben Sägern, Tauchern, Enten und Gänsen auch Kraniche sowie der scheue Fischotter.