Ort: Plau am See Zwischen Mecklenburgischer Seenplatte (westl. der A19), Sternberger Seenland und Güstrower Land
Stadtbeschreibung
Plau am See ist eine Stadt im Landkreis Parchim, im Süden Mecklenburg-Vorpommerns, ca. 70 km südlich von Rostock. Die Stadt ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes. Seit 1998 ist sie ein staatlich anerkannter Luftkurort.
Geschichte
12. bis 16. Jahrhundert
Die Stadt Plau am See ist aus der slawischen Siedlung der Fischer und Flößer Plawe entstanden. Die nördlich gelegene spätslawische Burg und Siedlung Quetzin, deren dendrochronologischer Nachweis bis ins späte 10. Jahrhundert zurück reicht, bildete ein kulturelles Zentrum des slawischen Stammes der Warnower. Nach der 1164 erfolgten Zerstörung der Burg und der Eroberung und Christianisierung durch Heinrich den Löwen gehörte das Land Kuissin den Fürsten von Werle. Das eher versteckt liegende Quetzin verlor nun zunehmend seine Bedeutung an die für den Handelsverkehr weitaus günstiger gelegene Siedlung Plau. Diese erlebte nun ihren Aufschwung und wurde als Stadt erstmals im Jahre 1235 urkundlich erwähnt. Die in dieser Urkunde bestätigten Stadtrechte sind 1225 oder 1226 durch die Fürsten Heinrich Borwin I. († 28. Januar 1227) und Heinrich Borwin II. († 5. Dezember 1226) gleichzeitig mit Parchim verliehen worden. Eine erste Brücke über die Elde an Stelle einer Furt war durch die Anhebung des Wasserspiegels nach dem Bau zweier Wassermühlen notwendig geworden. Die Brücke, die wenig später bereits durch eine zweite, höhere ersetzt werden musste, ist archäologisch auf die Zeit um 1220/22 datiert worden.
Im Jahr 1287 erbaute Fürst Nikolaus II. von Werle eine kleine Burg (Schloss) auf einer am nordöstlichen Stadtrand gelegenen aufgeschütteten Insel. 1448/49 erfolgte die Befestigung der Anlage gegen Raubritter, die aus dem Brandenburgischen ins südliche Mecklenburg eindrangen und in den 1540er Jahren der Ausbau zu einer bedeutenden Festung. Daneben entstand an der wichtigen Handelsstraße von Brandenburg nach Rostock die Stadt mit ihrem gitterförmigen Straßenraster.
Ende des 13. Jahrhunderts erhielt der Ort eine Stadtmauer mit drei großen (Burg-, Stein- und Eldentor) und einem kleinen Stadttor (Mühlentor) weiteren Schutz. Die Stadttore waren bis ins 19. Jh. erhalten. Im Norden und Nordosten sind noch Reste der Mauer und des Wallgrabens erkennbar. Imposant ist die im 13. Jh. errichtete dreischiffige Marienkirche.
Die ursprüngliche Stadtfeldmark in einer Größe von 60 Hufen ist durch Zukauf von mehreren umliegenden Dorffeldmarken erheblich bis auf die heutige Größe erweitert worden. Die so vereinnahmten Dörfer Slapsow (1244), Gedin (1292), Grapentin (1292), Gardin (1300?), Wozeken (1323) und das alte Gaarz (1376/81) fielen wüst, einzig die Dorflage Quetzin blieb bis in heutige Zeit erhalten.
Während das 13. Jahrhundert der Stadt einen großen Aufschwung brachte, ist insbesondere im Verlauf des 14. Jahrhunderts – wie in gesamt Mecklenburg – ein Niedergang unübersehbar. Anfang des 16. Jahrhunderts wandte sich Herzog Heinrich „der Friedfertige“ in besonderem Maße den Geschicken der Stadt zu. So ließ er u. a. am Südhang des Klüschenberges 1514 einen Weinberg anlegen nachdem zuvor schon seit 1507 ein Weingarten bestand. Nach dem Tod des Herzogs wurde der Weinanbau wieder aufgegeben.
Der Besitz an der Stadt Plau wechselte in den frühen Jahrhunderten mehrfach.
- bis Anfang 1227: Heinrich Borwin I.
- 1229-1238: Johann (als Vormund seines Bruders Pribislav)
- 1238-1256: Pribislaw von Parchim-Richenberg
- 1256-1272: fürstliche Verwandte für den entmachteten Pribislav
- 1272-1277: Nikolaus I. von Werle
- 1277-1280: dessen Söhne Heinrich I. und Johann I. gemeinschaftlich
- 1280-1283: Johann I. alleine
- 1283-1293: dessen Sohn Fürst Nikolaus II. von Werle
- 1293-1295: Verpfändung an den Ritter Hermann Ribe
- 1295-1298: Verpfändung an den Fürsten Wizlav II. von Rügen (1260-1302)
- 1298-1316: wieder Nikolaus II. von Werle
- 1316-1337: Fürst Johann II. von Werle-Güstrow
- 1337-1356: Fürst Nikolaus III. von Werle-Güstrow)
- 1356-1375: Verpfändung an Herzog Albrecht II. von Mecklenburg
- 1361-1375: Unterverpfändung an die Ritter Heinrich von Stralendorf, Otto von Dewitz und Dankwardt von Bülow
- 1375-1400: Fürst Lorenz von Werle-Güstrow (+1400)
- 1400-1436: Fürsten Balthasar, Johann VII. und Wilhelm von Werle
- 1375-1403/05: Verpfändung an Ritter Heinrich von Bülow sowie dessen Brüder und Kinder, namentlich Vicke von Bülow
16. bis 18. Jahrhundert
Nachdem das bereits 1287 fertiggestellte kleine Schloss Plau in den Jahren 1448/49 zu einer Burganlage befestigt worden war, erfolgte in den Jahren 1538 bis 1550 durch Herzog Heinrich („der Friedfertige“) der Ausbau zu einer der größten Festungen Norddeutschlands. Im Dreißigjährigen Krieg verwüsteten mehrere Belagerungen durch kaiserliche und schwedische Truppen die Stadt. In diese Zeit fallen 1630/31 und 1638 verheerende Pestepidemien, denen weit mehr als 600 Einwohner zum Opfer fallen. Es herrschte unbeschreibliche Not. Von ca. 1500 Einwohnern vor dem Krieg lebten nach dem Visitationsbericht der Pfarre im Jahre 1649 nur noch 238 Erwachsene (ab 15 Jahren) und nur wenige Kinder. Nach 1660 wurde die Festung von den Einwohnern ohne Genehmigung des Herzogs geschleift. Erhalten ist die Wallanlage, der Burgturm und das 1822 auf dem Gewölbekeller des ehemaligen Schlosses errichtete Amts- und Postmeisterhaus.
In der Geschichte der Stadt Plau sind eine Reihe von teils verheerenden Bränden überliefert:
- um 1455, u. a. Rathaus mit abgebrannt
- 1553: 60 Wohnhäuser und deren Nebengebäude
- 1560 und 1563 (ohne Schadensberichte)
- 1631: 61 Wohnhäuser und deren Nebengebäude
- 1696: 133 von 177 Häusern, einschl. Schule und Pfarrhäuser
- 1726: 68 Häuser und 25 Scheunen
- 1756: 244 Häuser und 179 Nebengebäude (95% der Bebauung!)
Durch den verheerenden Stadtbrand von 1756 wurde mit Ausnahme der Kirche nahezu die gesamte historische Bebauung zerstört. Viele Häuser entstanden danach auf den alten Grundrissen neu im Stil der Niedersachsenhäuser.
In den Jahren 1735 bis 1787 war die Stadt und das Amt Plau an Preußen verpfändet. Eine Schwadron preußischer Husaren, die von den Bürgern unterhalten werden mussten, lebte während dieser Zeit auf der Burg und in der Stadt. Das Tuchmachergewerbe gewann in dieser Zeit eine gewisse Bedeutung, so gab es im 19. Jh. zeitweise 2 größere Tuchfabriken (eine private und eine großherzogliche), die insbesondere begehrte Stoffe für Uniformen fertigten. Angezogen durch den Tuchhandel siedelten sich um 1750 einige Juden im Ort an.
19. Jahrhundert und Gründerzeit
Das 19. Jahrhundert begann für Mecklenburg mit der Franzosenzeit. 1806 plünderten 18.000 Mann des General Soult’schen Corps drei Tage lang auch Plau.
Die nachfolgende Zeit war geprägt vom wirtschaftlichen Aufschwung. 1830 entstand in der Stadt eine großherzogliche Maschinenlohnanstalt (Tuchfabrik), 1840 eine Maschinenfabrik mit Eisengießerei. 1845 fuhr der erste Seitenraddampfer Alban über den Plauer See bis nach Röbel/Müritz. 1850 baute Hermann Daries sen. am Ausfluss der Elde aus dem Plauer See eine Kalkbrennerei (Kalkofen) und 1868 kam eine Ziegelei hinzu. Mitte des Jahrhunderts war die Stadt mit 553 wohlgebauten Häusern bebaut. Etwa ab 1880 erfolgte eine Modernisierung vieler Häuserfassaden, wobei Fachwerkfassaden mit Sichtmauerwerk oder Putz verkleidet wurden. 1882 erhielt Plau Eisenbahnanschluss. Ein Plauer Segelverein gründete sich 1884. Das kaiserliche Postamt wurde 1887 gebaut, zwei Jahre später folgte am Markt das Rathaus im Neorenaissancestil, das alte war kurz zuvor abgebrannt. Erst 1926 wurde das Wasserwerk in Betrieb genommen; davor mussten die Bürger ihr Wasser aus Brunnen mit mäßiger Wasserqualität beschaffen.
Neuere Geschichte
Während im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 für Plau und Umgebung drei Opfer zu beklagen waren, stieg deren Zahl im 1. Weltkrieg auf 146. Die Zahl der Opfer des 2. Weltkrieges ist nicht genau zu bestimmen.
Verschiedene Gedenkstätten erinnern an sie. (siehe Denkmäler) Am 3. Mai 1945 zog die Rote Armee kampflos in die Stadt ein. Die Bevölkerungszahl hatte sich durch Flüchtlinge aus dem Osten auf etwa 8000 Personen fast verdoppelt. Die Hotels und Kurhäuser dienten als Flüchtlingsunterkünfte. Die Bodenreform erreichte die Stadt, indem die Stadtgüter Reppentin und Gaarz aufgesiedelt wurden. Die „Fuchsfarm“ Appelburg wurde Betrieb der SMA. In den Jahren der DDR sind sämtliche größeren Betriebe verstaatlicht worden.
Nach der politischen Wende von 1989 wurde ab 1991 der denkmalgeschützte historische Stadtkern mit seinen vielen Fachwerkhäusern und den Gebäuden des Burgbereichs in die Städtebauförderung aufgenommen und zu großen Teilen gründlich saniert. Das Stadtbild hat sich seitdem erheblich verbessert. Nachdem nahezu alle Industriebetriebe in den Nachwendejahren geschlossen werden mussten, sind der Tourismus, der seit 1991 eine sehr positive Entwicklung erfahren hat, und das Gesundheitswesen (Krankenhaus + 2 Reha-Kliniken) von überregionaler Bedeutung.
Sehenswürdigkeiten
- Es gibt über 150 Einzeldenkmale in der Altstadt, die unter Denkmalschutz stehen. Zahlreiche Fachwerkhäuser sind bemerkenswert. insbesondere das Gretchenheim (Rahmwallstr. 1), Bergstr. 6, Große Burgstraße 28, Markt 13 und 15, Am Eichberg 13/15, Ensemble Auf dem Eichberg 1, Stietzstraße 6, 8 und 31, Steinstraße 16 und 18, Eldenstraße 19. In vielen Häusern sind noch Türen aus der Zeit von 1800 bis 1900 erhalten.
- Die frühgotische Ev. Pfarrkirche St. Marien aus dem 13. Jahrhundert ist das ältestes Gebäude und eine der besterhaltenen Backsteinkirchen mit westfälischer Prägung.
- Von der einstigen großen Festungsanlage kündet heute noch der westliche begehbare Burgturm von 1448 mit einem 11 m tiefen Verlies und 3 m dicken Mauern.
- Das Rathaus am Markt im verspielten Stil der niederländischen Neorenaissance mit seinem Uhrentürmchen wurde 1888 erbaut nachdem der Vorgängerbau abgebrannt war.
- Das 1889 erbaute ehem. Kaiserliche Postamt in der Steinstraße.
- Technische Denkmale sind
- die 1916 mit Hilfe von Kriegsgefangenen errichtete Hubbrücke mit einem Hub von 1,60 Meter,
- die 1834 erbaute und inzwischen mehrfach modernisierte Eldeschleuse mit Hühnerleiter.
- Die Mühle an der Schleuse wurde bereits 1273 urkundlich als Plauer Wassermühle erwähnt. 1756 wurde das Mühlengebäude nach einem Stadtbrand wieder aufgebaut, die Mühle 1930 stillgelegt.
- Die 1858/60 erbaute Bürgerschule in der Langen Straße, die heutige Kantor-Carl-Ehrich-Grundschule wurde um 1993 umfassend saniert.
- Der 1926/27 errichtete Wasserturm auf dem Klüschenberg bietet heute leider nicht mehr die einst gute Aussicht.