Ort: Krakow am See Zwischen Mecklenburgischer Seenplatte (westl. der A19), Sternberger Seenland und Güstrower Land
Stadtbeschreibung
Krakow am See ist eine Stadt im Süden des Landkreises Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).
Sie ist Sitz des gleichnamigen Amtes, dem weitere fünf Gemeinden angehören.
Name
Krakow am See, eine altmecklenburgische Landstadt, wurde am 21. Mai 1298 erstmalig urkundlich erwähnt. Der Name ist slawischen Ursprungs, könnte „Ort der Krähen“ bedeuten oder von krk („Hals“) abgeleitet sein, bezogen auf die Form des Krakower Sees.
Geschichte
Die Stadt war im Mittelalter der Sitz der Fürstenlinie Werle-Güstrow und mitunter Tagungsort der mecklenburgischen Landesfürsten. An die ehemalige Burg erinnert heute nur noch der Name „Burgplatz“ in Krakow. 1325 kam es hier zum ersten Hostienschändungsprozess in Mecklenburg, als Fürst Johann II. (Werle) mehrere ansässige Juden rädern ließ. Eine Kapelle entstand dort und zog Pilger an. Der Berg, wo dies geschah, heißt heute "Jörnberg" (von "Judenberg").
Die Einwohner Krakows lebten von Handel, Handwerk, Gewerbe, Fischerei, Landwirtschaft und der Wollweberei. Die Stadt erlebte mehrere Großbrände - zuletzt 1759. Die heutige Stadtanlage lässt kaum Strukturen aus der Zeit von vor diesem Ereignis erkennen. 1842 wurde auf dem Mühlenberg eine Holländerwindmühle errichtet, die 1975 nach einem Blitzschlag abbrannte.
1821 wurde ein Jüdischer Friedhof angelegt. Er ist beim Novemberpogrom 1938 beschädigt und 1950 wieder hergerichtet worden. Im Jahre 1866 errichtete die Jüdische Gemeinde von Krakow eine Synagoge am Schulplatz. Sie gehört zu den wenigen jüdischen Gotteshäusern in Mecklenburg, die die Zerstörung von 1938 überstanden. Der Grund war, daß sie bereits 1920 an den Arbeiterturn- und Sportbund "Fichte" als Turnhalle verkauft worden war, der sie bis 1986 als solche nutzte. Seit 1986 wird sie als Kulturhaus bzw. als Krakow-am-See-Information genutzt.
1875 entstand das Rathaus am Markt, 1882 erhielt Krakow Eisenbahnanschluss an Güstrow und Plau. 1897 wurde auf dem Jörnberg ein hölzerner Aussichtsturm erbaut, der 1907 erneuert werden musste. 1945 wurde er gesprengt und 1995 wieder aufgebaut. 1900 erfolgte die Eröffnung der Badeanstalt am Jörnberg. 1909 wurde das Kurhaus (heute Seehotel) errichtet. Auf dem Lehmwerder wurde 1910 ein Gedenkstein für Fritz Reuter gesetzt.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde von 1943 bis 1945 ein Außenlager des KZ Ravensbrück errichtet, in dem 150 bis 200 weibliche jüdische Häftlinge lebten, die in den Getreidehallen Zwangsarbeit bei der Produktion von Flugzeugteilen verrichten mussten.
1939 erklärte man den Krakower Obersee zum Naturschutzgebiet, und seit 2000 ist Krakow am See „Staatlich anerkannter Luftkurort“. Nach dem Ende der DDR wurde ab 1991 der historische Stadtkern im Rahmen der Städtebauförderung saniert.
Bellin
In Bellin befindet sich eine spätromanische um 1230 erbaute Feldsteinkirche mit einem steinernen Sarkophag, einem Taufsteinbecken, Schnitzfiguren sowie Wand- und Deckenmalereien, sie hat außerdem eine hervorragende Akustik. Das Jagdschloss Bellin wurde für den Hamburger Reeder Henry B. Sloman erbaut. Die Familie Slomann wurde 1945 enteignet und erwarb das Anwesen nach der Wiedervereinigung 1990 zurück.
In den 1980er Jahren befanden sich Kinder aus Südwestafrika, die von der SWAPO in die DDR vermittelt wurden, in einem Kinderheim in Bellin. Vor der Rückführung nach Namibia, das im März 1990 unabhängig geworden war, waren 134 Kinder im Vorschulalter in Bellin. Der Rücktransport im August 1990 erfolgte auf der Grundlage eines Regierungsabkommens zwischen neuer DDR-Regierung und Namibia.
Charlottenthal
Im Jahre 1843 wurde hier ein Herrenhaus im Stil der Tudorgotik von Baumeister Theodor Krüger errichtet. Ab 1898 war das Anwesen ein Gestüt, das Haus wird nun zu einem Hotel umgebaut.
Groß Grabow
Etwa im Zeitraum 1200 bis 1500 entstand in dem Dorf eine Burganlage in Form eines Turmhügels, einer auf einer Anhöhe errichteten Turm, um den sich ein Graben befand und der die Verfügungsgewalt eines Lokators über das Gebiet sichern sollte. Um diesen Turmhügel entstand eine Siedlung von Einwanderern und vermutlich auch slawischen Bevölkerungsgruppen. Von der Anlage sind nur noch der Hügel und die Fundamente vorhanden, die später als Eiskeller genutzt wurden. Daher rührt auch die Bezeichnung „Eiskellerberg“. Heute dienen die mit Metallgittern verschlossenen Fundamente Fledermäusen als Unterkunft. Von einem in einer Vermessungskarte von 1758 verzeichneten zweiten Turmhügel in direkter Nachbarschaft ist heute nichts mehr zu erkennen.
Der Ort war Sitz eines Gutes, das sich um 1930 in Besitz eines Dr. Hecker befand. Das Gutshaus ist bis heute erhalten. Um 1786 gehörte eine Gaststätte an einer vielbefahrenen Postlinienkreuzung am Krakower See zum Anwesen.
Sehenswürdigkeiten
- Stadtkirche, Backsteinbau im romanisch-gotischen Übergangsstil aus dem 13. Jahrhundert, später mehrfach umgestaltet
- Rathaus, neugotischer Bau von 1875
- Alte Schule mit Buchdruckmuseum und Schauwerkstatt, Heimatstube sowie Stadtbibliothek
- Synagoge von 1866, die vom Kulturverein „Alte Synagoge“ Krakow am See e. V. genutzt wird
- Mühlenmuseum
- Aussichtsturm auf dem Jörnberg
- das Nebel-Durchbruchstal nordöstlich von Krakow am See
- Naturschutzgebiet Krakower Obersee (Südteil des Krakower Sees)
- Frühdeutscher Turmhügel Groß Grabow
- Gutshaus Groß Grabow
- Herrenhaus Bellin
- Dorfkirchen in Alt Sammit und Bellin
- Herrenhaus in Alt Sammit
- Baumkreis bei Bellin