Ort: Zingst Zwischen Fischland, Darß und Zingst, der Rostocker Heide und Stralsund
Stadtbeschreibung
Die deutsche Halbinsel Zingst liegt am östlichen Ende der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst an der Ostsee. Sie gehört zum Landkreis Nordvorpommern in Mecklenburg-Vorpommern. Die amtsfreie Gemeinde Zingst umfasst fast die gesamte Halbinsel sowie die ihr südlich vorgelagerten Inseln Kirr und Barther Oie. Die Gemeinde ist seit 2002 ein staatlich anerkanntes Seeheilbad.
Geschichte
Anfänge bis 1700
Die ersten Besiedlungsspuren auf der ursprünglichen Insel stammen aus der mittleren Steinzeit vor 5000 bis 6000 Jahren. Am Ende der Weichseleiszeit lag der Meeresspiegel tiefer und die Insel war deshalb mit dem Festland verbunden. So wurden beim Ortsteil Müggenburg, auf den Sundischen Wiesen und an der Hohen Düne Feuersteinwerkzeuge aus dieser Zeit gefunden. In der jüngeren Steinzeit erreichte der Meeresspiegel das heutige Niveau. Aus dieser Zeit stammen Funde bei Prerow. Danach brach die nachweisbare Besiedlung der Insel ab. Sie wurde aber weiterhin wirtschaftlich vor allem durch bei Barth ansässige Slawen genutzt. So bedeutet der Name Zingst Heuinsel und leitet sich aus dem slawischen Zeno (Heu) ab.
Im sumpfigen Umland des Prerower Stroms befinden sich Reste eines slawischen Burgwalls, die Hertesburg.
Die nachfolgende deutsche Besiedlung im Rahmen der Ostkolonisation setzte sehr zögerlich ein. Bis zum Jahr 1292 gehörte die Insel zum Fürstentum Rügen. Die am Prerower Strom liegende Hertesburg nutzte der Landesfürst als Zollstelle. Im gleichen Jahr verkaufte Wizlaw II. von Rügen dem Zisterzienserkloster Neuenkamp für 2000 Sundische Mark die Insel. Dieses begann, erste Bauern auf Zingst anzusiedeln. Der Ostteil der Insel gehörte seit 1290 der Stadt Stralsund. Davon zeugen noch einige Grenzsteine im Osterwald. Stralsund nutzte das Land vor allem als Viehweide, woher sich auch der Name „Sundische Wiesen“ ableitet. Im 15. Jahrhundert waren die Likedeeler rund um den Zingst aktiv. Bis 1441 waren große Teile der Insel im Besitz des Klosters auf Hiddensee, dann wurde sie an den Herzog Barnim VIII. verkauft.[2] Mit Einverständnis seiner Vettern verpfändete er später das Land Zingst zusammen mit den Ländern Barth und Damgarten für 20.000 Gulden an seine Nichte Katharine von Werle.
Im Jahr 1532 fanden die beiden Ortsbestandteile von Zingst, Pahlen und Hanshagen, sowie der fürstliche Viehhof Rothem Haus erstmals urkundlich Erwähnung. Andere Quellen sprechen dafür, dass Pahlen und Hanshagen bereits im 13. Jahrhundert als deutsch-slawische Siedlungen erwähnt wurden. Dabei ist der Name Pahlen slawischen und Hanshagen hingegen deutschen Ursprungs. Im Jahr 1578 kam es zum Grenzstreit zwischen Stralsund, Barth und Zingst, in dessen Folge Grenzsteine auf der Insel gesetzt wurden. Heute noch findet man einen Stein am so genannten „Dreiländereck“ im Osterwald. Im Jahr 1660 wurde an der Ostspitze von Zingst das Bauerndorf Pramort gegründet. Weitere Siedlungen sind Müggenburg, Bey den Wiesen und Straminke (später Forstgehöft). Die Siedlung Straminke fiel bis auf wenige Häuser dem Sturmhochwasser im Jahr 1625 zum Opfer. Im Jahr 1648 kam Zingst wie ganz Vorpommern in Folge des Dreißigjährigen Krieges unter schwedische Herrschaft. Auch nach dem Ende des Großen Nordischen Krieges gehörte der Zingst bis zum Frieden von Kiel zu Schwedisch-Pommern. Ab 1815 wurde das Gebiet preußisch.
Zingster Seefahrtsgeschichte (1700–1914)
Die Haupterwerbsquellen um das Jahr 1700 waren neben dem Holz- und Torfabbau die Fischerei und in einem geringen Maße die Landwirtschaft. Schon frühzeitig spielte, bedingt durch die Insellage, auch die Seefahrt für Zingst eine große Rolle. Der Fischfang und auch die Verbindung zum Festland waren lebensnotwendig. Im 16. und 17. Jahrhundert kamen dann der Holz- und auch der Viehtransport hinzu. So bestanden Schiffsverbindungen zu den Eigentümern der Insel, der Hansestadt Stralsund und der Stadt Barth. Diese nutzten den Wald und auch die Wiesen auf der Insel. Der Schiffsverkehr stieg im Laufe des 18. Jahrhunderts stark an. So nahmen auch die Schiffsgrößen und die Seefestigkeit langsam mit dem Ansteigen der Warenströme zu. Zingst besaß, dank der günstigen Lage am Bodden und den damals noch zwei vorhandenen Zugängen zur Ostsee (Prerower Strom und über die Enge bei Barhöft), ideale Voraussetzungen zum Schiffshandel. In den meisten Fällen wurde Holz (meist wertvolles Kronholz) und Getreide nach Skandinavien verschifft. Im 18. Jahrhundert gelang es Zingst, im Warenhandel sogar Barth zu überflügeln. Für Zingst begann das Goldene Zeitalter der Segelschifffahrt. Schiffe und Besatzungen vom Zingst befuhren die Ostsee, die Nordsee, das Mittelmeer und auch die Ozeane. Die wirtschaftliche Bedeutung des Handels nahm stark zu.
In der Zingster Werftstraße wurden auf drei Werften Schiffe mit einer Länge von bis zu 40 m gebaut. Diese wurden teilweise in anderen Häfen komplett aufgetakelt. Die umliegenden größeren Hafenstädte waren sich der immer mehr zunehmenden Konkurrenz durch die „Schiffbauer“ bewusst und versuchten, den schwedischen König zu überzeugen, die an die kleinen Orte verliehenen Seefahrtsprivilegien zurückzunehmen, allerdings vergeblich. Der König nutzte die gut ausgebildeten Seeleute lieber als Kraunmatrosen in der eigenen Kriegsflotte. Bedingt durch die äußeren Faktoren, wie den Wegfall der Navigationsakte in England und die günstige Lage, wurde die Schifffahrt zum dominierenden Wirtschaftszweig in Zingst. Die Reedereien befanden sich meist in Barth (hier war ausreichend Geld vorhanden), während die Mannschaften in Zingst zu Hause waren. Ein anderer Teil der Schiffe wurde über die Partenreedereien betrieben. Im Jahr 1862 wohnten 63 Schiffer und 53 Steuerleute in Zingst. Um 1880 wohnten über 80 Kapitäne in Zingst. Die Fischerei versank ebenso wie die Landwirtschaft in der Bedeutungslosigkeit.
Durch die im 19. Jahrhundert abnehmenden Warenströme in der Ostsee befuhren die Zingster Schiffer zunehmend auch die Ozeane. Die Mannschaften bzw. die Schiffe kamen teilweise jahrelang nicht mehr in ihre Heimathäfen zurück. Zwischen 1781 und 1823 wurden in Zingst 76 Schiffe gebaut, darunter vier Barken, 19 Schoner und 14 Galeassen. Im Raum der Boddenlandschaft mit Ribnitz und Barth entstanden 909 Schiffe. Im Vergleich dazu wurden in Rostock nur 600 Schiffe gebaut. Das größte je auf Zingst gebaute Schiff war die im Jahr 1864 gebaute Bark Nordpol mit 367 Registertonnen. Das Schiff war 36 Meter lang und hatte einen beachtlichen Tiefgang von 5,2 Metern. Im Jahr 1844 eröffnete in Zingst die Navigationsvorschule, die der Grundausbildung zukünftiger Kapitäne und Steuerleute diente.
Durch die aufkommende Dampfschifffahrt und die damit steigenden Schiffsgrößen kam es zu einem Ende der steten Aufwärtsbewegung. Die modernen Großsegler und Dampfschiffe konnten in der Region nicht mehr rentabel betrieben werden. Hinzu kam der 1879 von Otto von Bismarck eingeführte Schutzzoll auf Getreide, der viele skandinavische Handelspartner vertrieb. Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch einmal ein höheres Frachtaufkommen durch den Zubringerverkehr für die Häfen in Rostock, Stettin, Stralsund und Barth. An Zingst ging dieser Aufschwung vorbei. Viele Zingster Seeleute wanderten aus, so dass die Einwohnerzahl von 2.170 im Jahr 1879 auf 1.272 im Jahr 1912 sank. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Schifffahrt auf dem Zingst bedeutungslos. Der aufkommende Fremdenverkehr sorgte aber für eine teilweise Kompensation der verlorengegangenen Arbeitsplätze.
Auch von Unglücken wurde die Zingster Schifffahrt nicht verschont. So starben auf der Zingster Reede am 13. Mai 1867 viele Seeleute, als sich ihr vor Anker liegendes Schiff bei aufkommendem Sturm losriss und an einer Sandbank zerschellte. Der auf Landgang befindliche Kapitän musste den Untergang seines Schiffes und der Mannschaft hilflos mit ansehen.
Zingst als Seebad (1800 bis Zweiter Weltkrieg)
Die beiden Hauptorte von Zingst, Pahlen und Hanshagen, zählten schon im Jahr 1700 als eine Gemeinde und hatten nur einen Schulzen. Pahlen lag im Südwesten des jetzigen Ortes und Hanshagen im Gebiet um den Hafen. Im Jahr 1823 entstand durch die Zusammenlegung der Orte Pahlen, Hanshagen und Am Rothem Haus der jetzige Ort Zingst.
Nachdem der deutsche Gelehrte Lichtenberg im Jahr 1793 auf die heilende Wirkung von Seebädern hinwies und nach englischem Vorbild solche auch für Deutschland forderte, eröffnete 1794 in Heiligendamm das erste deutsche Seebad. Wenig später entstanden entlang der Ostseeküste weitere Seebäder.
Durch die abgeschiedene Lage der damaligen Insel Zingst kamen erst Mitte des 19. Jahrhunderts erste Urlauber nach Zingst. Das Sturmhochwasser von 1872 sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen und das Interesse an der Insel wuchs. Im Jahr 1880 wurde die Straße von Barth nach Bresewitz gebaut. Von dort gab es dann eine kurze Fährverbindung nach Zingst zum Timmort (an der heutigen Meiningenbrücke). 1881 wurde das so genannte Bade-Comité in Zingst gegründet. Gründungsväter waren der Gastwirt Christian Rammin und der Schiffskapitän Rudolf Parow. Christian Rammin eröffnete auch das erste Strandrestaurant an der Ostsee. Die im gleichen Jahr gegründete Aktiengesellschaft errichtete am Ostseestrand ein Herren- und Damenbad. Die beiden Bäder waren jedoch über einen Kilometer voneinander entfernt. Diese Aufteilung hielt sich bis zum Ersten Weltkrieg. Im Jahr 1898 übernahm die Gemeinde die Aktiengesellschaft und verwaltete das Badewesen nun selbst. Der Vorsitzende der Badverwaltung war der jeweilige Gemeindevorsteher. Die beiden Mitbegründer des Badewesens waren für das Warmbad (Parow) und das Kaltbad (Rammin) zuständig. Das Warmbad wurde 1898 eröffnet.
Nachdem bereits 1906 über die Eröffnung eines Familienbades nachgedacht worden war, konnte dieses nach Ablehnung durch den Landrat jedoch erst 1913 eröffnen. Im Jahr 1913 erfolgte die Unterbringung der Gäste in fünf Hotels, neun Pensionen und zu 50 Prozent in Privathäusern in Zingst. Zur Versorgung gab es zwölf Gaststätten und Cafés. Die Zahl der Gäste überstieg im Jahr 1913 die Zahl der Einwohner um mehr als das Doppelte. Der Anstieg der Übernachtungszahlen war auch eine Folge der Eröffnung der Bahnstrecke Barth-Zingst-Prerow im Jahr 1911, durch die der Ort von Berlin oder Hamburg in weniger als fünf Stunden zu erreichen war. Eine weitere Steigerung wurde jedoch durch die doch hohen Preise verhindert. So kostete die Übernachtung in einer Pension zwischen 3,50 und 5 Mark, während der Monatslohn eines Arbeiters 25 bis 30 Mark betrug. Der ausbrechende Erste Weltkrieg brachte den Badebetrieb fast völlig zum Erliegen.
Nach dem Krieg erholte sich das Badewesen sehr schnell. Man badete jetzt nicht mehr in getrennten Bädern, sondern zusammen (Herren und Damen) vom Strandkorb oder der Sandburg aus. Deswegen wurden das Herren- und Damenbad 1925 abgebrochen. Das Familienbad existierte noch bis 1937. In den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise nahm die Zahl der Übernachtungen stark zu. So wurden 1939 über 8.000 Übernachtungen gezählt. Der Charakter und die Ortsgröße änderten sich aber kaum. Im Jahr 1937 wurde Zingst Wehrmachtsstandort und KdF-Bad. Im Jahr 1937 fuhren sieben Sonderzüge 3.538 KdF-Urlauber nach Zingst. Der ausbrechende Zweite Weltkrieg brachte allerdings den Badebetrieb wieder völlig zum Erliegen. Während des Zweiten Weltkrieges befand sich von 1940 bis 1945 auf dem Flakschießplatz ein Kriegsgefangenenlager, dessen Insassen in den Werken der Ernst Heinkel Flugzeugwerke von Barth Zwangsarbeit verrichten mussten.
DDR-Zeit (1945–1990)
Die Gemeinde war bis 1952 Teil des Landkreises Franzburg-Barth und gehörte danach bis 1994 zum Kreis Ribnitz-Damgarten im Bezirk Rostock.
Nach dem Krieg wurde Zingst Zufluchtsort für viele Umsiedler aus den Ostgebieten; es wurden sämtliche Ferienunterkünfte für diese benötigt. Durch die Umsiedler erhöhte sich die Einwohnerzahl von 2.100 im Jahr 1938 auf 3.340 im Jahr 1946. Anfangs war somit an einen Urlauberbetrieb nicht zu denken, doch bereits im Jahr 1946 übernachteten wieder 1.269 Urlauber, im Jahr 1949 über 10.000 Urlauber in Zingst.
Der im Jahr 1947 gegründete FDGB kümmerte sich verstärkt um das Erholungswesen. Meist wurden die FDGB-Urlauber noch in privaten Unterkünften untergebracht. 1948 konnte jedoch ein neues Kurhaus am Hauptübergang zum Strand eröffnet werden, zu dem im Juni 1946 der Grundstein gelegt wurde.
1950 wurde der gesamte Ort an das Trinkwassernetz angeschlossen. Im Jahr 1952 wurden der Gemeinde Zingst die Ortsteile Müggenburg und Sundische Wiese zugeordnet.
In den 1950er-Jahren stieg die Zahl der Übernachtungen durch die Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung kontinuierlich an. Da für diesen Bedarf nicht genügend FDGB-Hotels zur Verfügung standen, wurden 1953 – wie an der gesamten Ostseeküste – viele private Besitzer unter falschen Anschuldigungen ersatzlos enteignet (Aktion Rose). In den 1960er-Jahren entstanden eine Vielzahl von Kinderferienlagern und Betriebsferienheimen. Im Jahr 1970 wurde das große FDGB-Heim „Claus Störtebecker“ eingeweiht. Es bot über 200 Urlaubern Platz.
Der verstärkte Seedeich wurde 1972 im Ortsbereich als Promenade freigegeben. Im Jahr 1979 wurde Zingst dann „staatlich anerkannter Erholungsort“. Während die Zahl der Einwohner nahezu konstant blieb, stieg die Zahl der Gäste auf über 65.000 pro Jahr an. Die höchsten Übernachtungszahlen gab es 1989, davon waren etwa zwei Drittel FDGB-Urlauber. Auch die Einwohnerzahl stieg leicht an, so lebten im Jahr 1989 in Zingst 3.500 Menschen. Dies ist bis heute die höchste Einwohnerzahl.
Gegenwart (seit 1991)
Im Jahr 1991 wurden alle Ferieneinrichtungen des FDGB und der Bundeswehrstandort geschlossen. Die Folge war eine hohe Arbeitslosenzahl im Ort. Durch den Ausbau der Infrastruktur und den Bau von Hotels und Ferienhäusern begannen die Übernachtungszahlen wieder zu steigen. Das ehemalige Kasernengelände wurde zu einem Campingplatz umgebaut. Im Jahr 1991 zog das Heimatmuseum an seinen jetzigen Standort im „Haus Morgensonne“.
Schon 1992 erhielt Zingst als einer von wenigen Badeorten in den neuen Bundesländern die „Blaue Europaflagge“ für seine hervorragende Badewasserqualität.
Im Jahr 1993 wurde die neue Seebrücke Zingst am Hauptübergang neben dem Kurhaus eröffnet. Das Kurhaus wurde 1998 abgerissen und im Jahr 2000 das neue an gleicher Stelle wieder eröffnet. Im Jahr 1994 eröffnete die „Mutter-Kind-Kurklinik“ der Barmer Ersatzkasse und 1996 das privatwirtschaftlich betriebene Kurmittelzentrum. Für dieses wurde 1997 eine Wasserleitung von der Ostsee gebaut.
Seit dem 12. Juni 1994 gehört Zingst zum Landkreis Nordvorpommern.
Im Jahr 2001 wurden erstmals über eine halbe Million Gästeübernachtungen registriert. Dem Ostseebad Zingst wurde im Jahr 2002 der staatlich anerkannte Titel „Ostseeheilbad“ verliehen. Im Jahr 2005 gab es laut Statistischem Landesamt 501.840 Übernachtungen von 84.333 Urlaubern und im Jahr 2006 525.757 Übernachtungen von 93.066 Urlaubern.
Militärstandort Zingst (1937–1993)
Durch die Wiederaufrüstung vor dem Zweiten Weltkrieg fehlte der neu aufgebauten Luftwaffe ein Bombenabwurf- und Schießgelände. Die Wahl fiel auf die Sundischen Wiesen. Am 30. Juni 1937 wurden die Bewohner der Wiesen zwangsumgesiedelt. In Zingst selbst entstand im Osten der Gemeinde eine Garnison einer Flaklehreinheit und in den Sundischen Wiesen ein Flakschießstand, ein Behelfsflugplatz und ein Bombenabwurfsgelände.
Nach einer kurzen Unterbrechung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sundische Wiese und auch Flächen beim Ort Zingst weiterhin militärisch genutzt. So unterhielt die Kasernierte Volkspolizei im Bereich der Hohen Düne bei Pramort einen Schießplatz. Nach Gründung der NVA wurde das Gelände der nördlichen Sundischen Wiesen wieder als Flak-Schießplatz genutzt. Auf dem Kasernengelände befand sich unter anderem eine Ausbildungseinheit für Flugabwehrraketen SA-4 Ganef sowie eine Seefunkstelle der Volksmarine. Auch der Südteil der Halbinsel wurde militärisches Sperrgebiet. Auf dem Übungsplatz wurden zwischen 1970 und 1992 auch diverse Experimente mit Höhenforschungsraketen durchgeführt. Der NVA-Truppenstandort bestand bis zum 31. Dezember 1990.
Nach der Auflösung des Flaraketenausbildungszentrums 40 der NVA (FRAZ 40) wurde Zingst Standort einer Bundeswehrgarnison. Auch über eine Weiternutzung des Truppenübungsplatzes auf den Sundischen Wiesen wurde nachgedacht. Ende des Jahres 1991 aber gab die Bundeswehr den Standort an den Sundischen Wiesen auf und am 31. Mai 1993 schloss auch die Kaserne in Zingst ihre Pforten. Nach Schließung des Standortes wurden alle militärischen und auch landwirtschaftlichen Gebäude im Bereich der Sundischen Wiesen bis auf das Wachgebäude (jetzt Nationalparkinformationsstelle) zurückgebaut. Im Ort selbst wurde ein Teil des Kasernengeländes als Campingplatz umgestaltet, ein Teil wird vom Wasserschutz und von der Gemeindeverwaltung genutzt.
Raketenstartplatz Zingst (1970–1992)
Vom früheren NVA-Übungsplatz in den Sundischen Wiesen aus wurden zwischen 1970 und 1992 diverse Experimente mit Höhenforschungsraketen durchgeführt.
Zu Beginn der 1970er-Jahre starteten hier 5 Raketen des polnischen Typs Meteor 1E. Ab dem 21. Oktober 1988 wurden hier russische Raketen des Typs MMR06-M gestartet. Auch nach der Wende wurden die Versuche zunächst weitergeführt. Zwischen dem 14. Februar 1992 und dem 10. April 1992 wurden in Zingst noch einmal 19 russische Raketen des Typs MMR06-M gestartet. Obwohl noch weitere Raketen verfügbar waren, musste der Start von MMR06-M Raketen im April 1992 in Zingst eingestellt werden, da die zur Absicherung des Sperrgebiets benötigte Bundeswehr den Platz räumte.
Sturmhochwasser und Küstenschutz
Von einem Sturmhochwasser wird gesprochen, wenn der Wasserspiegel 1,5 Meter über dem mittleren Wasserspiegel liegt. Fünfzig Sturmhochwasser wurden in Zingst seit 1308 registriert. Allein zwischen 1596 und 1881 wurde Zingst von 15 schweren Sturmhochwassern heimgesucht, welche tiefe Spuren in der Landschaft in Form von teils wassergefüllten Senken, wie Ellerbeck, Alte Tief, Hundetief und Alte Straminke (welche 1625 entstand) hinterließen. Das schlimmste war das Ostseesturmhochwasser von 1872 mit 2,92 Meter über Normalnull. Im 20. Jahrhundert wurden sieben Sturmhochwasser registriert.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde begonnen, erste Küstenschutzmaßnahmen zu ergreifen. So wurde 1848 die gesamte Ortschaft eingedeicht. Nach den schlimmen Erfahrungen im Jahr 1872 wurde der Ortsdeich verstärkt und 1874 ein Deich bis Prerow gebaut. Im Jahr 1913 wurde dieser Deich durchbrochen, da er im Laufe der Jahre einiges an Höhe verloren hatte. Nach 1900 wurde ein Schutzwald hinter dem Deich angelegt. In den Jahren von 1924 bis 1930 wurden über 400 Buhnen angelegt. Diese wurden von 1964 bis 1971 erneuert. 1964 wurde auch der Seedeich erneuert und auf 4 Meter ü. NN erhöht. Den boddenseitigen Deich erhöhte man ab 1976 auf 3 Meter. Die Deicherneuerung am Bodden findet immer noch statt. Das jetzige Deichsystem ist neben seiner ursprünglichen Schutzfunktion auch ein beliebter Rad- und Fußgängerweg.
Sehenswürdigkeiten
- Evangelische Peter-Pauls-Kirche und Friedhof : Die neugotische Kirche stammt aus dem Jahr 1862 und wurde nach Vorarbeiten pommerscher Architekten von Friedrich August Stüler, einem Schüler Schinkels, vollendet. Die Kirche ist einer der jüngeren Kirchenbauten in der Region.
Der Friedhof beherbergt außer dem Grab von Martha Müller-Grählert auch einige Kapitänsgräber. - Der Zingsthof ist ein kirchliches Erholungs- und Rüstzeitheim der Berliner Stadtmission. Die „Bonhoeffer-Kapelle“, in der eine Gedenktafel aus den 50er Jahren angebracht ist, erinnert daran, dass der Theologe und Widerstandskämpfer in den 30-er Jahren zweimal auf dem Zingsthof weilte. Zingst wird deshalb vielen Menschen, die Bonhoeffers Geschichte nachgehen, besucht.
- Die ersten Kapitänshäuser wurden Mitte des 17. Jahrhunderts in Zingst gebaut. Diese Häuser waren meist größer als die anderen Gebäude im Ort und zur Unterscheidung zu den Steuermannhäusern (meist blau oder bunt) meist weiß gestrichen. Sie hatten ein voll ausgebautes Dachgeschoss und im Normalfall ein rotes Ziegeldach. Typische Kapitänshäuser sind die Häuser Strandstraße 47 und Hafenstraße 12.
- In diesem wurden früher die Ruderrettungsboote und deren Ausrüstung untergebracht. Heute befindet sich hier ein Traditionskabinett der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, welches die Arbeit und Geschichte der Rettungswache Zingst zeigt. Die Ortssektion Zingst wurde schon 1868 gegründet und der erste Rettungsschuppen wurde im selben Jahr gebaut. Dieser wurde 1872 beim Sturmhochwasser zerstört. Schon im Jahr 1873 wurde der zerstörte Bau durch das jetzige Gebäude ersetzt. Heute befindet sich die Gesellschaft auf dem Müggendorfer Weg.
- Das Heimatmuseum, ehemals Haus Morgensonne, ist ein als Kapitänshaus im Jahr 1867 errichteter Bau. Die Nutzung des Hauses wechselte vom Kapitänshaus, Pension, Depedanz (Unterkunft für in Ausbildung befindliche Jugendliche) und wird seit 1991 als Heimatmuseum genutzt.
- Der Zingster Hafen ist ein kleiner Hafen am Zingster Strom. Er beherbergt die Anlegestelle der Weißen Flotte und einen Fischverkauf. Er verfügt über 42 Liegeplätze und eine Slipanlage. Neben dem Hafen befinden sich das Traditionsschiff Mona Lisa und ein Wasserwanderrastplatz.
- Experimentarium: In dieser für Kinder angelegten Ausstellung, werden an 25 bis 30 interaktiven Spielgeräten und Experimenten Naturgesetze auf dem Gebieten der Mechanik, Optik und Elektrotechnik veranschaulicht. Davor befindet sich noch ein Erlebniskinderplatz.
- Die 270 Meter lange und 2,5 Meter breite Seebrücke Zingst wurde am 22. Mai 1993 eingeweiht. Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier ein Anlegesteg für Schiffe. Ein Vorgängerbau, ein Steg, war 1947 durch Sturm und Eisgang abbruchreif.
- Das neue Kurhaus steht an der Stelle des alten Kurhauses, welches 1948 das Strandrestaurant ablöste. Es wurde im Jahr 1998 neu gebaut und im April 2000 eröffnet. Es beherbergt die Touristinformation, ein Restaurant und einen Bereich für Informations- und Kulturveranstaltungen.
- Die Hertesburg war eine ehemalige slawische Burg und mittelalterliche Zollstelle am Prerower Strom. Heute sind nur die Reste des Burgwalls zu sehen.
- Die Brücke ist eine Eisenbahndrehbrücke aus dem Jahr 1911. Sie wurde bis 1947 von der Darßbahn der Strecke Barth-Zingst-Prerow genutzt. Die Bahnstrecke wurde 1947 zurückgebaut und die Brücke wird derzeit als Autobrücke genutzt.
- Sundische Wiesen: Dieses renaturierte Heide- und Feuchtwiesengebiet liegt im Ostteil der Halbinsel. Eine Informationsstelle des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft befindet sich in einem ehemaligen Wachgebäude.
- Der Pramort ist der östlichste Teil der Halbinsel Zingst und ehemaliger Ortsteil von Zingst. Heute befindet sich hier eine Kranich-Beobachtungsstelle.
- Die bis zu 14 Meter hohe Düne liegt an der Nordostecke der Halbinsel Zingst. In der Nähe befindet sich ein Aussichtspunkt, welcher vom Pramort aus zu erreichen ist.
- Der Osterwald ist das größte Waldgebiet auf dem Zingst. Es liegt zwischen dem Ort Zingst und den Sundischen Wiesen und verfügt über einen wertvollen Baumbestand (Mammutbäume).
Sturmhochwasser und Küstenschutz
Von einem Sturmhochwasser wird gesprochen, wenn der Wasserspiegel 1,5 Meter über dem mittleren Wasserspiegel liegt. Fünfzig Sturmhochwasser wurden in Zingst seit 1308 registriert. Allein zwischen 1596 und 1881 wurde Zingst von 15 schweren Sturmhochwassern heimgesucht, welche tiefe Spuren in der Landschaft in Form von teils wassergefüllten Senken, wie Ellerbeck, Alte Tief, Hundetief und Alte Straminke (welche 1625 entstand) hinterließen. Das schlimmste war das Ostseesturmhochwasser von 1872 mit 2,92 Meter über Normalnull. Im 20. Jahrhundert wurden sieben Sturmhochwasser registriert.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde begonnen, erste Küstenschutzmaßnahmen zu ergreifen. So wurde 1848 die gesamte Ortschaft eingedeicht. Nach den schlimmen Erfahrungen im Jahr 1872 wurde der Ortsdeich verstärkt und 1874 ein Deich bis Prerow gebaut. Im Jahr 1913 wurde dieser Deich durchbrochen, da er im Laufe der Jahre einiges an Höhe verloren hatte. Nach 1900 wurde ein Schutzwald hinter dem Deich angelegt. In den Jahren von 1924 bis 1930 wurden über 400 Buhnen angelegt. Diese wurden von 1964 bis 1971 erneuert. 1964 wurde auch der Seedeich erneuert und auf 4 Meter ü. NN erhöht. Den boddenseitigen Deich erhöhte man ab 1976 auf 3 Meter. Die Deicherneuerung am Bodden findet immer noch statt. Das jetzige Deichsystem ist neben seiner ursprünglichen Schutzfunktion auch ein beliebter Rad- und Fußgängerweg.